05 GALERIE VAN DER GRINTEN
VORSCHAU

Elger Esser: Moder II, 2016, on silver coated copper plate, 265 x 34 x 4 cm, Ed. 3
VORSCHAU
Couleur sur Couleur
Elger Esser
Eröffnung: 7. November 2025, 16 - 22h
Ausstellung: 7. November 2025 bis 17. Januar 2026
Mi–Fr von 11–18h / Sa von 12–18h u.n.V.
VAN DER GRINTEN GALERIE
Gertrudenstr. 29, 1. Stock
50667 Köln
+49-221-29 85 91 75
art@vandergrintengalerie.com
www.vandergrintengalerie.com
Couleur sur Couleur
In der vierten Einzelausstellung von Elger Esser in der Van der Grinten Galerie präsentiert der Künstler zwölf bisher noch nie gezeigte Werke, die zwischen 2024 und 2025 entstanden sind und die Weiterentwicklung seines charakteristischen Bilduniversums fortsetzen; ein Universum, in dem ein seltsames Gefühl der Zeitlosigkeit herrscht, das den Betrachter wie in einem Traum oder vagen Erinnerungen in seinen Bann zieht.
Elger Essers Werk oszilliert stets zwischen Fotografie und Malerei, enthält und evoziert dabei so viele Referenzen, dass es sinnvoll erscheint, einige Schlüsselelemente zusammenzufassen, um die wunderbare Ausstellung Couleur sur Couleur in den Kontext seiner inzwischen drei Jahrzehnte währenden künstlerischen Arbeit zu stellen.
Seit Mitte der 1990er Jahre entwickelt Elger Esser ein fotografisches Werk, in dem das Thema Landschaft von einem konzeptuellen Ansatz und einer poetischen Sensibilität getragen wird. Intensiv beschäftigt ihn eine jedoch grundlegende und viel umfassendere Frage, die sich durch die gesamte Kunstgeschichte zieht: Die der Erfindung eines Bildes, dessen Ausdruckskraft so stark ist, dass es trotz aller Zeitlichkeit eine wesentliche Dimension im Kern der menschlichen Wahrnehmung und Empfindung berührt. „So wie es ein kollektives Gedächtnis gibt, gibt es vielleicht eine Bildwahrnehmung, die eine Allgemeingültigkeit hat“, so seine Worte.
Um seine künstlerischen Gedanken zu bereichern, erkundet Elger Esser nicht nur die Möglichkeiten, die ihm das Medium Fotografie und dessen Geschichte bieten, sondern auch alle Bereiche der Malerei. So befasst er sich mit dem bildnerischen Erbe bedeutender Künstler der Vergangenheit, seien es nun Canaletto, Caspar David Friedrich, William Turner oder auch Claude Monet oder Gustave Le Gray, große Modernisten der Malerei und der Fotografie des 19. Jahrhunderts. Esser lässt sich auch von einer anderen Kategorie großer „Bildschöpfer” inspirieren, der nämlich der Schriftsteller, darunter Flaubert, Proust oder, aus jüngerer Zeit, Julien Gracq… diejenigen, die es verstehen, durch Worte Emotionen, Formen, Farben und Empfindungen im Geist (im geistigen Auge) des Lesers zu wecken.
Darüber hinaus verbindet der Künstler sein Wissen und die Beherrschung alter Techniken (Aufnahmen mit der Fachkamera, Heliogravur, Kolorierung von Schwarz-Weiß-Vorlagen) mit den neuesten digitalen Technologien – digitale Aufnahme, künstliche Intelligenz und sogar noch nie dagewesene Verfahren. In der Tat brachte ihn das Spiel mit Kombinationen und Verbindungen zwischen Fotografie und Malerei sowohl inhaltlich als auch formal dazu, ein einzigartiges Verfahren zu entwickeln: den Dry Ink Druck von Fotografie auf versilberte Kupferplatte, die – wie bei Gemälde durch den Firnis – mit einer feinen Schellack Schicht versiegelt werden. Diese Technik, mit deren Realisierung er sich lange beschäftigt hat, ist erst seit etwa zehn Jahren möglich und verwischt die Grenzen zwischen den verschiedenen Medien, wodurch diese zueinander vollkommen fließend werden ebenso wie jegliche zeitliche Zuordnung.
Aber unter den zum ersten Mal in der Van der Grinten Galerie präsentierten Werken, verwirren manche den Betrachter jetzt noch mehr. Denn nun nutzt Elger Esser Pinsel und Ölfarbe, um die Wirkung der fotografierten und auf Metall gedruckten Landschaften zu betonen. So fügt er ihnen eine Dimension hinzu, die sie noch taktiler, sinnlicher und irrealer macht. Die Ansichten und Landschaften, die bereits durch ihren unwirklichen Charakter und ihre schwer fassbare Bildhaftigkeit fesselnd sind, werden zu hybriden, magischen Gemälden.
Neben den Meeresansichten und bewölkten Himmeln in zarten Aquarellfarben oder in einer Atmosphäre, die an Mondauf- oder -untergänge von unwirklicher Subtilität erinnert wie bei C.D. Friedrich, zeigt uns Esser hier auch Burgruinen oder einfach verlassene Schlösser und verwilderte Terrassengärten: die Tour de Merle, die Folie Siffait am Ufer der Loire, das Schloss Bagatelle im Bois de Vincennes in Paris… An diesen alten Orten fängt er den Kontrast zwischen der stillen, feuchten Dunkelheit der Innenräume und den Ausblicken durch Spiegel, offene Fenster oder Türen auf leuchtende Außenbereiche ein. Sinnbilder der Innen- und Außenwelt vielleicht. Manchmal nur alte Mauerreste in einem verwilderten Stück Garten, ein dunkler Treppenaufgang mit abgenutzten Stufen, die verblassten luxuriösen Dekorationen eines einst prächtigen Festsaals,… – der Künstler macht die unsichtbare Essenz des Vergangenen sichtbar.
Weder die Wahl der Motive noch die äußerst präzisen Kompositionen noch die ineinander übergehenden Ocker- und Grüntöne, denen der Künstler fast unmerklich geschickte Farbakzente hinzufügt, sind zufällig. Indem sie ein tief in unserem Bildgedächtnis verborgenes Gefühl wecken, das von Geschichten aus der Vergangenheit und Besuchen geheimnisvoller historischer Orte genährt wird, entfalten die Werke von Elger Esser eine suggestive Kraft, der man sich unmöglich entziehen kann und möchte.
Ausstellung: 7. November 2025 bis 17. Januar 2026
Mi–Fr von 11–18h / Sa von 12–18h u.n.V.
ARCHIV

Heiner Binding: Lost and Found - aus der Serie Die Geretteten, 2022 (1996 | 2012), Ölfarbe, Leimfarbe, Holz (Türblatt mit Einkerbungen), Hartfaser, Stoffe, Holzleisten, Tackerklammern, 194,5 x 91 x 7 cm
ARCHIV
"So sicher, wie man sich fast nur sein kann"
Heiner Binding
Eröffnung zum K1 Sommerrundgang:
27. Juni 2025, 18 - 22h
Ausstellung: 28. Juni bis 30. August 2025
Mi–Fr von 11–18h / Sa von 12–18h u.n.V.
VAN DER GRINTEN GALERIE
Gertrudenstr. 29, 1. Stock
50667 Köln
+49-221-29 85 91 75
art@vandergrintengalerie.com
www.vandergrintengalerie.com
ARCHIV

ARCHIV
Walking Beuys
Elina Brotherus
Eröffnung: 4.4.2025, 18–21h
Elina Brotherus ist anwesend
Ausstellung: 5. April – 21. Juni 2025
Mi–Fr von 11–18h / Sa von 12–18h u.n.V.
VAN DER GRINTEN GALERIE
Gertrudenstr. 29, 1. Stock
50667 Köln
+49-221-29 85 91 75
art@vandergrintengalerie.com
www.vandergrintengalerie.com
Walking Beuys
Die finnische Fotokünstlerin Elina Brotherus ist für ihre Selbstporträts, tagebuchartigen Serien, Landschaftsaufnahmen und situative Bilder international bekannt geworden. Nicht nur ihre unverwechselbare Ästhetik und Bildsprache, sondern auch die ebenso ganz einzigartige Stimmung prägen seit Ende der 1990er Jahre ihr fotografisches Werk, das zugleich spielerische, hintersinnige, existenzielle Dimensionen erreicht.
In nahezu all ihren Foto- und Videoarbeiten ist die Künstlerin selbst zu sehen. Nach den eher introspektiven Serien ihrer Anfänge suchte Elina Brotherus ab 2016 neue Wege und fing an, sich mit der Konzept- und performativen Kunst der 1960er/70er Jahre auseinanderzusetzen. Ihre künstlerische Annährung an Fluxus, John Baldessari, John Cage, Mieko Shiomo oder Francesca Woodman ging unter anderem einher mit der Neuinterpretation von damaligen Aktionen und Aufzeichnungen von Performances (sogenannten Event-Scores). Dabei schafft sie mit ihren neuen Inszenierungen mal poetische, mal hintersinnige Hommagen an ihre Vorgänger:innen des 20. Jahrhunderts, mit denen sie augenzwinkernd und respektvoll in Dialog tritt.
In diesem Kontext beschäftigte sich Elina Brotherus etwa 2 Jahre lang auch mit Joseph Beuys, nicht nur als Aktionskünstler, sondern auch als unverkennbare Ikone der 1970er Jahre mit Stetson-Hut, Anglerweste und weißem Hemd. So übernahm sie eines seiner Attribute, den Hut, wie um besser in seine Haut schlüpfen und dadurch auch seine Kunst besser nachempfinden und verstehen zu können.
Ohne die Relevanz im Sinne eines Selbstporträts stellte die Protagonistin mit Hut stellvertretend einige Performances von Beuys in ihrer eigenen ästhetischen Sprache und aus eigenen inhaltlichen Perspektiven nach und besuchte Orte, die wichtige Stationen in Beuys’ Leben gewesen sind, wie die Düsseldorfer Kunstakademie, den Niederrhein und Venedig. Aber auch an solchen, an denen Beuys nie gewesen ist, wie Deauville und Istanbul, nimmt sie ihn einfach mit, als geistigen Begleiter ihrer Gedanken- und Bilderwelt.
Von Bild zu Bild verselbständigt sich zunehmend die fiktionale Erzählung dieser Wanderungen und wird zu einem neuen, schlüßigen Zyklus innerhalb des stringenten, konzeptuellen Werks von Elina Brotherus.
Ausstellung: 5. April – 21. Juni 2025
Mi–Fr von 11–18h / Sa von 12–18h u.n.V.
VAN DER GRINTEN GALERIE
Gertrudenstr. 29, 1. Stock
50667 Köln


